Detailangaben
Menschen verstehen
Grundlagen hermeneutischer Phänomenologie in existentieller Lebensberatung und Psychotherapie
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Menschen verstehen – mit diesem Leitmotiv einer hermeneutischen Phänomenologie ist mir
daran gelegen, Fragen zu formulieren und Antworten zu finden, die existentiell Wesentliches
erfassen.
In dieser hermeneutischen Hinsicht möchte ich zur Weiterbildung beitragen, die darauf
ausgerichtet ist, menschliche Erlebens- und Verhaltensweisen verstehen zu lernen.
Mein Bildungsangebot vermittelt Grundlagen einer hermeneutischen Phänomenologie, die zum
gelingenden Leben im Alltag der Welt und im Miteinander der Menschen weisen.
Mich bewegt die Frage, wie wir in Psychotherapie und Beratung, in der Seelsorge, Supervision
und Coaching zum (besseren) Verstehen eines Menschen gelangen, das ihn in seinem Eigensein
und Anders-sein zu wahren und zu würdigen sucht.
Wer Menschen verstehen will, der ist auf Verständigung angewiesen, denn nur miteinander und
gegenseitig werden wir zur Einsicht gelangen.
Aus diesem guten Grund bietet die Weiterbildung Raum zu einem gemeinsamen
Erfahrungsaustausch, wie auch Gelegenheit zur Reflexion innerer Haltungen, je eigener
Beweggründe, Wertbezüge und Erlebensweisen.
Der hermeneutischen Phänomenologie geht eine entsprechende Erkenntnishaltung einher, die
alle theoretischen Lerninhalte der Weiterbildung begleitet.
In einer freien Zuwendung, die sich unseren eigensinnigen Ansichten und Absichten versagt,
lernen wir darauf zu schauen, was vom Anderen her erscheinen wird. So bleiben wir ihm fragend
verbunden, dass er seine eigene, freie Antwort geben kann.
Diese Grundhaltung einer phänomenologischen Gelassenheit ermöglicht ein Sehen-lassen und
Sagen-lassen.
Zur Weiterbildung Menschen verstehen sind alle herzlich eingeladen, die Antworten suchen auf
die Frage, wie wir zur freien Entfaltung unseres Daseins in der Welt, zu eigenverantwortetem
Handeln und einer selbstbestimmten Lebensgestaltung gelangen.
Ich freue mich auf die Begegnungen im Seminar.
Hinweise zu den Inhalten der Weiterbildung
In 7 Seminar-Einheiten (Wochenenden) werden hermeneutische Zugänge existentieller
Grundbedingungen aufgezeigt, die im Wesen unseres Daseins in-der-Welt ontologisch fundiert
sind.
„Das Wesen des Daseins liegt in seiner Existenz“ (Heidegger). Allein der Mensch existiert. Das
Sein des Menschen bedeutet, das es „zu sein hat“, so dass jede und jeder für sein eigenes Sein
Sorge tragen muss. Wir sind nicht in der Lage, dieses uns anvertraute Leben an andere zu
delegieren.
In allem, was wir anfangen, erfahren wir uns als einmalige, jemeinige Menschen. Jede und jeder
ist als er selbst gemeint. Keiner kann an meiner Stelle antworten. Immer wieder ist uns
aufgegeben, unser Leben mit innerer Zustimmung als die Sterblichen zu führen.
Die existentielle Frage ist allen Menschen zu eigen und in die Wiege seines Daseins gelegt: Wie
willst du dich dazu verhalten, dass du für dein Leben verantwortlich bist.
Mit dieser existentiellen Ausrichtung ist einer hermeneutischen Phänomenologie daran gelegen,
zu erhellen und sehen zu lassen, was in einer konkreten Situation und was zur rechten Zeit
(Kairos) unserem Handeln und einem umsichtigen Verhalten geboten ist.
In der hermeneutischen Gesinnung einer fürsorgenden Wegweisung ist uns aufgegeben,
Menschen zu beraten und zu begleiten in allen Anliegen und Belangen ihrer praktischen
Lebensführung, allem voran in den Grenzsituationen oder Krisenzeiten, die ein Hinübergehen
und Weiterkommen von ihnen erfordern.
Hier steht der Einzelne im Mittelpunkt hermeneutischen Bemühens, mit dem wir unser Dasein in
den Verweisungen und Zusammenhängen der Welt aufzuklären suchen.
Damit sind wir an die Daseinsthemen der Zeitlichkeit, Räumlichkeit (Leiblichkeit), der
Befindlichkeit (Gestimmtheit) und des Miteinanderseins verwiesen: an Phänomene, die unserem
Dasein in-der-Welt primär zugehören.
Was immer wir im alltäglichen Leben bewahren, gewinnen oder bewirken wollen, steht in
Beziehung zu unserem Dasein in der Welt, die allen Erlebens- und Verhaltensweisen als
gemeinsamer Verstehenshorizont zuvorkommend ist.
Mensch-sein heißt: In-der-Welt-sein: ein Leitbegriff, der allen unseren Verhaltungen zu Grunde
liegt. Wir können den Menschen nicht von seiner Welt isolieren und ihn in seinem Selbstbezug
und einer weltlosen Innerlichkeit vereinseitigen.
Fragen wir nach dem spezifischen Sein des Menschen, dann sind unsere Fragen nicht aus
psychologischen Konzepten oder wissenschaftlich-empirischen (kausalen) Bestimmungen,
sondern aus einem ontologischen Verständnis abzuleiten.
Nur innerhalb komplexer Verweisungen und wirkmächtiger Strukturen verstehen wir uns selbst,
wer wir sind und sein können.
Nur als „Bürger dieser Welt“ sind wir in der Lage uns miteinander zu verständigen.
Die Frage nach einem guten, gelingenden Leben setzt darum ein Vorverständnis voraus: ein
immanentes Lebenswissen im Gefüge unseres Zusammenlebens, auf das wir uns beziehen
können und sollen.
Diese existentialen Strukturen sind das ontologische Fundament und ein gemeinsamer
Verstehenshorizont unserer ontischen, alltäglichen Lebensthemen, auf die wir in unserem
hermeneutischen Bemühen Rücksicht nehmen.
Denn erst auf dieser Grundlage einer ontologischen Verständigkeit sind wir in der Lage, die
konkreten, ontischen Fragen im Alltag der Welt zu verstehen und angemessen zu beantworten.
Hier wird sich nun zeigen, dass auch psychische Erkrankungen als Phänomene unseres In-der-
Welt-seins zu verstehen sind: allgemeine Möglichkeiten unseres Daseins, die der menschlichen
Existenz eigentümlich sind.
Die Weiterbildung Menschen verstehen möchte den hermeneutischen Horizont unserer
gemeinsamen Welterfahrung erhellen, der allen unseren Verhaltungen im täglichen Leben
selbstverständlich erscheint.
Hier lassen sich dann auch die existentiellen Grundmotivationen als Daseinsthemen eintragen,
die in den Strukturen der Zeitlichkeit, des Raumerlebens (Leiblichkeit) und des Miteinanderseins
ihren spezifischen Ausdruck finden.
Einzelthemen
Menschen verstehen Grundlagen einer hermeneutischen Phänomenologie
- Stationen auf dem Weg zur hermeneutischen Phänomenologie
- Phänomenologie des intentionalen Bewusstseins
- Eidetische Phänomenologie als Wesensschau (Husserl)
- Zur intentionalen Struktur von Bewusstseinsakten (Noesis und Noema: Erleben und
Erlebnisinhalt) - Zur Phänomenologie des emotionalen Erlebens (Scheler)
- Gestimmtes Verstehen menschlichen Daseins (Heidegger)
- Die „Welt“ als Verstehenshorizont
Erlebensweisen im Horizont der Zeitlichkeit - „Sein zum Ende“ – zur Entschlossenheit unseres Handelns
- Leiblichkeit und Raumerleben
- Phänomenologie des Miteinander-seins
- Hermeneutische Phänomenologie psychopathologischer Symptome und Krankheitsbilder
- Selbstreflexion zum hermeneutischen Verstehen menschlicher Daseinsphänomene und deren
Störfelder (Abwandlungen) - Hermeneutische Phänomenologie und Psychotherapie
- Zum Prozess des Verstehens im hermeneutischen Gespräch (in Beratung, Therapie, Supervision
und Coaching) - Hinweise zur dialogischen Gesprächsführung
- Der Vorbehalt des Unverfügbaren: zum hermeneutischen Vorrang der Frage (praktische Übungen
zur phänomenologischen Haltung)
Ort
Hamburger Institut der Akademie für Existenzanalyse und Logotherapie
Am Mühlenberg 56, 25451 Quickborn
Teilnahme auch online möglich.
Termine
14. – 16.03.2025
16. – 18.05.2025
04. – 06.07.2025
29. – 31.08.2025
10. – 12.10.2025
28. – 30.11.2025
16. – 18.01.2026
Zeitrahmen
Freitag: 16.00 – 19.00 Uhr
Samstag: 10.00 – 18.00 Uhr
Sonntag: 10.00 – 14.00 Uhr
Kosten der Weiterbildung
Euro 2.800,- insgesamt
Leitung des Seminars
Helmut Dorra
Diplom-Theologe, Existenzanalytiker und Logotherapeut, Heilpraktischer
Psychotherapeut und Lebensberater in freier Praxis. Leiter des Hamburger
Institutes der Akademie für Existenzanalyse und Logotherapie, Lehrtherapeut
und Lehrsupervisor der GLE-I. Leiter der Akademie für Gerontopsychologie in
Quickborn/Hamburg
D-25451 Quickborn, Am Mühlenberg 56